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Tipps zum Umgang mit giftigen Substanzen

Medikamente, Nikotin, Haushaltsreiniger, Pflegemittel, giftige Beeren - rund 10.500 Kinder haben sich 2022 in Niedersachsen vergiftet. Besonders gefährdet sind die Ein- bis Vierjährigen. Dabei könnten die meisten Vergiftungsunfälle bei Kindern vermieden werden. Wie, das zeigt die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V.:

Wie typische Vergiftungsgefahren im Haushalt mit Kindern vermieden werden können, zeigt die Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V.:

  • Schon beim Kauf überlegen, ob es anstatt der giftigen Haushaltschemikalie gesundheitlich unbedenklichere Alternativen gibt, z.B. Saugglocke anstatt chemischer Abflussreiniger
  • Produkte mit Warnsymbolen, die auf eine Gesundheitsgefährdung hinweisen, beim Kauf besonders kritisch prüfen und vor Kindern sicher lagern
  • Produkte mit kindersicherem Verschluss kaufen
  • Um Verwechselungen mit Lebensmitteln vorzubeugen, Chemikalien stets in der Originalverpackung aufbewahren und niemals in Getränkeflaschen oder Lebensmittelbehälter umfüllen
  • Kinder nicht unbeaufsichtigt in der Nähe von Haushaltschemikalien spielen lassen
  • Substanzen nach Gebrauch nicht achtlos herumstehen lassen
  • Alkohol und Zigaretten für Kinder unzugänglich aufbewahren

Halten Sie die Notrufnummern bereit: Notruf 112, Kinderkrankenhaus, Kinderarzt und Giftnotruf!

In den meisten Haushalten werden Alltagschemikalien wie Putz- und Waschmittel oder Entkalker in der Küche bzw. im Badezimmer leicht zugänglich aufbewahrt. So finden sich z.B. viele Putzmittel im Schrank unterhalb der Spüle oder auf dem Boden neben der Toilette. Diese bunten Flaschen sind für Kinder besonders attraktiv. Zu Vergiftungen kommt es besonders häufig, wenn Kinder folgende Produkte zu sich nehmen: Abflussreiniger, Backofen-/Grillreiniger, Entkalker, Essigessenz, Steinreiniger oder Pflegemittel.

Tipps

  • Reinigungs- und Waschmittel in verschließbaren Schränken aufbewahren und auf sicheren Verschluss achten
  • Auf überflüssige Substanzen verzichten, z.B. Desinfektionsmittel im Haushalt
  • Chlorhaltige Sanitärreiniger niemals mit Essig oder WC-Reinigern mischen; dadurch können chemische Reaktionen ausgelöst werden, bei denen giftiges Chlorgas entsteht

Achten Sie beim Entkalken von Wasserkochern darauf, dass keine entkalkerhaltige Flüssigkeit im Gerät vergessen wird. Spülen Sie nach Beendigung des Entkalkungsvorgangs das Gerät mit reichlich Wasser!

Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden, liegen oft achtlos auf dem Nachttisch oder auf der Ablage im Badezimmer. Kinder probieren die bunten Pillen, weil sie sie mit Süßigkeiten verwechseln. Im schlimmsten Fall kann es dabei zu schweren Vergiftungen kommen. Zum Schutz der Kinder ist es notwendig, mit Medikamenten sorgsam umzugehen und ihre Gefährlichkeit zu kennen.

Tipps

  • Mit allen Familienangehörigen – auch mit den Kindern selbst – über die Gefährlichkeit von Medikamenten und über den sicheren Umgang sprechen
  • Tabletten niemals als "Bonbons" oder flüssige Medizin nicht als "bunten Saft" bezeichnen
  • Medikamente in einem abschließbaren Schrank lagern
  • Medikamente für Kinder haben eine andere Dosierung der Wirkstoffe als die für Erwachsene. Sie sollten getrennt voneinander gelagert werden, um Verwechslungen vorzubeugen
  • Arzneimittel, die im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen, in schwer zu öffnenden Dosen verstauen
  • Bereitgestellte Tabletten oder Tropfen im Wasserglas immer sofort einnehmen
  • Medikamente, die nicht mehr benötigt werden, nicht über den Hausmüll entsorgen, sondern in der Apotheke abgeben

Achten Sie bei der Verabreichung von Medikamenten an Kinder darauf, dass Dosierungsvorschriften eingehalten werden. Medikamente zur äußerlichen Anwendung dürfen nicht eingenommen werden!

In der Garage, der Werkstatt oder im Hobbyraum lagern Chemikalien, die zur alltäglichen Pflege von Autos, Fahrrädern, Gartengeräten oder zur Renovierung benötigt werden und möglicherweise ätzend oder giftig sind. Zu Vergiftungen kommt es besonders häufig, wenn Kinder mit folgenden Substanzen in Berührung kommen: Abbeizer, (Wasch-)Benzin, Frostschutzmittel, Scheibenreiniger, alte (Auto-)Batterien, Farben und Lacke.

Tipps

  • Beim Kauf von Chemikalien im Fachhandel beraten lassen
  • Giftige Substanzen stets in abschließbaren Schränken aufbewahren
  • Angebrochene Substanzen sorgfältig verschließen oder fachgerecht entsorgen
  • Kinder nicht unbeaufsichtigt in der Nähe von Chemikalien spielen lassen

Im Frühjahr wird die Gartensaison vorbereitet, im Sommer wird gegrillt und an lauen Abenden sitzen alle gemütlich beisammen. In diesen Situationen kommen oft giftige Substanzen zum Einsatz, vor denen Kinder geschützt werden müssen.

Tipps

  • Auf flüssige Grillanzünder verzichten und stattdessen weniger gefährliche feste Grillanzünder verwenden
  • Kinder niemals am Grill oder in unmittelbarer Nähe spielen lassen
  • Nur genormte Docht- und Zierlampen oder Gartenfackeln verwenden (DIN EN 14059)
  • Keine paraffinhaltigen Lampenöle benutzen
  • Schädlingsbekämpfungsmittel für Kinder unzugänglich aufbewahren
  • Wenn, dann möglichst wenig giftige oder ungiftige Pflanzenschutzmittel verwenden, z.B. Schmierseifenlösung oder Brennnesselsud

Entfernen Sie besonders giftige Pflanzen wie Engelstrompete oder den Blauen Eisenhut aus Ihrem Haus, Garten oder Balkon solange Ihr Kind klein ist!

Was tun im Notfall?

  • Ruhe bewahren und das Kind beruhigen
  • Bei lebensbedrohlichen Symptomen, wie Atemstörungen oder plötzlicher Bewusstlosigkeit, sofort den Notruf 112 alarmieren
  • Den Mund des Kindes öffnen und eventuelle Reste des Mittels entfernen
  • Dem Kind etwas zu trinken (Tee, Leitungswasser oder Saft) anbieten
  • Vergiftungszentrale anrufen und um Rat fragen
  • Falls ein Arzt aufgesucht werden soll, Originalverpackung bzw. die Pflanzenreste unbedingt mitnehmen, um eine genaue Identifizierung und Risikoabschätzung vornehmen zu können

Erste Hilfe in Niedersachsen

Informationen zu Erste-Hilfe-Maßnahmen erhalten Eltern beim Giftnotruf des Giftinformationszentrums Nord in Göttingen. Die Hotline ist rund um die Uhr besetzt:
Giftnotruf T 0551 / 19240

Giftinformationszentrum-Nord
Zentrum Pharmakologie und Toxikologie der Universität Göttingen
Robert-Koch-Straße 40
37075 Göttingen
giznord@med.uni-goettingen.de
www.giz-nord.de

App "Vergiftungsunfälle bei Kindern" - schnelle erste Hilfe für unterwegs

Die App des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) liefert u.a. Hinweise zu Inhaltsstoffen von chemischen Produkten, Medikamenten, Pflanzen und Pilzen, dem Vergiftungsbild und den Maßnahmen zur Ersten Hilfe. Inhaltlich basiert sie auf der Broschüre "Risiko Vergiftungsunfälle bei Kindern". Die Anwendung kann auch ohne Internetzugang genutzt werden. Im Notfall kann direkt aus der App heraus das nächste Giftinformationszentrum angerufen werden. Wenn die Ortungsfunktion des Smartphones aktiviert ist, wird dabei automatisch eine Verbindung zum zuständigen GIZ eines Bundeslandes hergestellt. Denn im Ernstfall kann die App die ärztliche Beratung nicht ersetzen. Die App ist kostenlos und steht in den jeweiligen App-Stores als Version für Android und Version für iOS zum Download zur Verfügung.