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Zum Weltkindertag: Kinderschutzbund und LAK Niedersachsen warnen vor Kinderarmut

Kinder und Jugendliche in Niedersachsen sind besonders von Armut betroffen: Jede fünfte Person unter 18 Jahren gilt als armutsgefährdet, und etwa jedes siebte Kind lebt in einem Haushalt, der Bürgergeld bezieht. Laut dem aktuellen Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands gelten deutschlandweit 13 Millionen Menschen als arm, darunter gut 3 Millionen Kinder. In Niedersachsen sind etwa 16,9 Prozent der Bevölkerung arm – das sind rund 1,3 Millionen Menschen. Die Armutsquote stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,1 Prozentpunkte und liegt über dem Bundesdurchschnitt von 15,5 Prozent.

Niedersachsen belegt im bundesweiten Vergleich Platz 5 im negativen Ranking der Armutsbetroffenheit
Diese Zahlen zeigen: Kinderarmut in Deutschland hat mittlerweile ein erhebliches Ausmaß erreicht und das nicht nur materiell. Armut spiegelt sich auch in kulturellen, sozialen und gesundheitlichen Benachteiligungen wider. Arm sein heißt vor allem, oft nicht dabei sein zu können, wenn das Geld für die Klassenreise, für den Eintritt ins Museum oder für die neuen Sportschuhe nicht mehr reicht. Die Verfestigung von Armut über Generationen hinweg mindert in Deutschland immer weiter die Zugänge für Kinder, einen Weg aus der Armut zu finden. Gleichzeitig ist die Politik nicht in der Lage, Kinderarmut wirkungsvoll und nachhaltig zu reduzieren.

Der Kinderschutzbund und die Landesarmutskonferenz (LAK) Niedersachsen fordern:

  • eine Neuberechnung des kindlichen Existenzminimums unter Beteiligung der Kinder selbst,
  • die Einführung einer einkommensabhängigen Kindergrundsicherung mit eigenständigem Anspruch für jedes Kind,
  • transparente und unbürokratische Leistungen, die direkt bei den betroffenen Kindern ankommen,
  • Abschaffung des bisherigen Bildungs- und Teilhabepakets zugunsten besserer individueller Förderung,
  • den Ausbau des sozialen Wohnungsbaus, insbesondere von bezahlbaren Familienwohnungen wie etwa Drei-Zimmer-Wohnungen und große Wohnungen mit fünf oder mehr Zimmern. Dieser Wohnraum muss gezielt erhöht werden inkl. gezielter Förderung für Alleinerziehende und kinderreiche Familien,
  • den Ausbau von Kitaplätzen und kostenlose Ganztagsbetreuung zur Entlastung armutsbetroffener Familien, 
  • eine Lernmittelfreiheit, die kostenfreie Möglichkeit an Bildungs-, Kultur- und Sportangeboten teilzunehmen und eine kostenlose warme Mahlzeit in Schulen und Kitas,
  • sowie den Ausbau armutssensibler Infrastruktur und Beteiligungsmöglichkeiten für betroffene Kinder und Jugendliche vor Ort.

Simon Kopelke, Vorstandsmitglied Kinderschutzbund Niedersachsen: "Kinderarmut bedeutet nicht nur materielle Not, sondern auch erhebliche gesundheitliche Risiken. Kinder aus armen Familien haben oft keinen Zugang zu ausgewogener Ernährung und angemessenem Wohnraum. Außerdem leiden betroffene Kinder öfter unter Stress und sozialer Ausgrenzung, was zu Konzentrationsproblemen und Schlafstörungen führen kann. Armut mindert die Chancen auf ein gutes Aufwachsen erheblich. Wir brauchen deshalb dringend eine Kindergrundsicherung und stärkere öffentliche Investitionen in Bildung, Freizeit und Beteiligung, damit alle Kinder gleiche Chancen auf ein gesundes und selbstbestimmtes Aufwachsen haben."

Laura Syska, Sprecherin der Landesarmutskonferenz (LAK) Niedersachsen: "Kinderarmut ist kein Schicksal, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen. Es ist ein  Skandal, dass jedes fünfte Kind in Niedersachsen in Armut aufwächst, während gleichzeitig Milliarden für Unternehmenssubventionen und Aufrüstung bereitgestellt werden. Wir brauchen endlich eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums: durch eine echte Kindergrundsicherung, höhere Besteuerung von Vermögen und Profiten sowie Investitionen in sozialen Wohnungsbau, Bildung und Teilhabe. Wer Kinderarmut wirklich bekämpfen will, muss die soziale Spaltung an der Wurzel packen und das bedeutet, Ungleichheit konsequent abzubauen."

Städte mit besonders hoher Kinderarmut in Niedersachsen
Laut Landesamt für Statistik Niedersachsen gehören zu den Städten mit besonders hohen  Mindestsicherungsquoten unter Kindern Clausthal-Zellerfeld, Peine, Hannover, Stadthagen, Hildesheim, Hameln, Wilhelmshaven, Norden, Stade und Nienburg/Weser.

Quelle: Der Kinderschutzbund Niedersachsen und LAK Niedersachsen, 15.09.2025

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