Im Jahr 2024 wurden in der Landeshauptstadt Hannover 4.482 Fälle häuslicher Gewalt mit weiblichen Betroffenen registriert. Das beinhaltet auch die Betroffenen, die in allgemeinen Frauenberatungsstellen zur Thematik beraten wurden. Im Jahr 2023 waren es 4.193 Fälle. Die Gesamtfälle der Beratungs- und Interventionsstellen (BISS), die explizit zu häuslicher Gewalt beraten, liegen bei 3.655 weiblichen Betroffenen (2023: 3.674). Die Zahl der Frauen, die sich direkt bei den BISS-Verbundstellen gemeldet haben, ist von 837 auf 997 Personen gestiegen. Das geht aus dem Jahresbericht 2024 des Hannoverschen Interventionsprogramms (HAIP) hervor.
"Die Zahlen steigender häuslicher Gewalt sind insgesamt besorgniserregend. Wir können nur hoffen, dass sich hier keine generelle Zunahme an Gewalt gegen Frauen zeigt, sondern sich lediglich das Dunkelfeld etwas erhellt. So zeigt die gestiegene Zahl der Selbstmelderinnen die Wirkung der Öffentlichkeitsarbeit und dass der Zugang zu den Unterstützungseinrichtungen von den Betroffenen selbst auch immer häufiger aufgesucht wird", sagt Hannovers Gleichstellungsbeauftragte Luisa Arndt. Einen Erfolg der Arbeit stelle auch die nahtlose Weiterführung in 2024 der Arbeit des BISS-Verbundes Stadt Hannover durch die Bestärkungsstelle/BTZ e.V. und SUANA/kargah e.V. dar. "Das Thema 'Häusliche/geschlechtsspezifische Gewalt' erhält insgesamt zunehmend höhere Aufmerksamkeit. Das ist ein wichtiges Zeichen und eine Errungenschaft aller Akteur:innen, die das Thema in ihren Berufsfeldern platzieren, auf Schutzlücken hinweisen und Forderungen stellen. Wir bedanken uns bei allen Netzwerkmitgliedern sowie bei allen Kooperationspartner:innen, die mit ihrer alltäglichen Arbeit und ihrem Engagement zur Bekämpfung von Häuslicher Gewalt beitragen", so Arndt weiter.
Seit 2006 übernehmen die landesweit eingerichteten Beratungs- und Interventionsstellen (BISS) Häusliche Gewalt die Bearbeitung der von der Polizei gesendeten Fälle häuslicher Gewalt. In der Landeshauptstadt Hannover übernimmt der BISS-Verbund Stadt Hannover - Bestärkungsstelle/BTZ e.V. und SUANA/kargah e.V. - die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Beratungsstellen und berät die von Gewalt betroffenen Frauen*. Das Männerbüro Hannover e.V. ist als Anlauf- und Beratungsstelle sowohl für männliche* Opfer als auch männliche* Verursacher Teil dieser Vernetzung.
Im laufenden Jahr 2025 möchte die HAIP-Geschäftsstelle die Vernetzung auf der Stadtteilebene intensivieren und das HAIP-Netzwerk bekannter machen. Die Anhörung im Stadtbezirksrat Südstadt-Bult Ende vergangenen Jahres hat dazu beigetragen, in Kontakt mit dem Stadtbezirksmanagement Südstadt-Bult zu kommen. Dieser soll in 2025 fortgeführt werden. Eine zunehmende Bekanntmachung des Hilfenetzwerks führt grundsätzlich auch zu einer Steigerung von Anfragen. Eine adäquate Finanzierung aller in dem Bericht erwähnten Bedarfe muss weiterhin gewährleistet werden, um auch allen Betroffenen von häuslicher Gewalt ein passendes Unterstützungsangebot unterbreiten zu können.
Hintergrund: HAIP
Das "Hannoversche Interventionsprogramm gegen Häusliche Gewalt" ist ein interdisziplinär vernetztes Programm, in dem sich erfolgreich unterschiedliche Beteiligte gegen häusliche Gewalt engagieren. Die Federführung liegt bei der Gleichstellungsbeauftragten der Landeshauptstadt Hannover. Häusliche Gewalt im Sinne von HAIP umfasst alle Handlungen körperlicher, sexualisierter, psychischer oder wirtschaftlicher Gewalt, die innerhalb der Familie, des Haushalts oder zwischen früheren oder derzeitigen Eheleuten beziehungsweise Partner:innen vorkommen, unabhängig von Tatort und Aufenthaltsort. Diese Gewalt geht nach wie vor mehrheitlich von Männern aus. HAIP wurde vom 1992 gegründeten Runden Tisch gegen Männergewalt in der Familie entwickelt und 1997 durch eine entsprechende Verfügung des Polizeipräsidenten umgesetzt. Mittlerweile sind 45 Institutionen HAIP-Mitglieder.