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Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme 2025

Die Basis für eine gute frühkindliche Bildung ist pädagogisch qualifiziertes Personal. Doch in den meisten Bundesländern geht der Anteil an Fachkräften in den Kita-Teams weiter zurück. Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Kommunen, auch innerhalb eines Bundeslandes. Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist der anhaltende Kostendruck der Kommunen. Es braucht eine verlässliche Mitfinanzierung von Bund und Ländern sowie einheitliche Personalstandards.

Der Anteil an Kitas, in denen vergleichsweise viele einschlägig qualifizierte Fachkräfte arbeiten, ist von 2023 zu 2024 in zehn Bundesländern gesunken. Am stärksten fiel der Rückgang in Bremen, im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern aus. In fünf Ländern gab es zumindest einen leichten Anstieg, den größten davon in Sachsen. Das geht aus der neuen Auswertung der Bertelsmann Stiftung hervor. Dass der Anteil von Kitas mit hoher Fachkraft-Quote sinkt, hatte die Bertelsmann Stiftung in ihrem Ländermonitoring 2024 bereits für den Zeitraum von 2017 bis 2023 ermittelt. Dieser Trend gefährdet eine Errungenschaft des deutschen Kita-Systems: Denn im internationalen Vergleich liegen die Fachkraft-Quoten in den Einrichtungen der frühkindlichen Bildung bislang über denen in vielen anderen EU-Ländern.

Auf kommunaler Ebene zeigen die Daten bemerkenswerte Unterschiede: Die zehn Kreise beziehungsweise kreisfreien Städte, die den höchsten Anteil an Kitas mit hoher Fachkraft-Quote aufweisen, liegen in den ostdeutschen Bundesländern, während die zehn Kreise mit dem niedrigsten Anteil allesamt in Bayern zu finden sind. Eine hohe Fachkraft-Quote erreichen im Landkreis Sömmerda in Thüringen 94,3 Prozent der Kita-Teams, was bundesweit den Spitzenwert markiert. Den letzten Platz belegt der Landkreis Augsburg in Bayern, wo der Anteil von Kitas mit einer hohen Fachkraft-Quote nur 2,3 Prozent beträgt. 

Die Spannweite fällt auch innerhalb der Bundesländer groß aus. In Hessen zum Beispiel weist der Landkreis Hersfeld-Rotenburg mit 66,2 Prozent den höchsten Anteil an Kita-Teams mit hoher Fachkraft-Quote auf, die Stadt Offenbach mit 9,1 Prozent den niedrigsten – eine Differenz von 57,1 Prozentpunkten. Mit 53 Prozentpunkten ähnlich groß ist der Abstand in Nordrhein-Westfalen zwischen dem Landkreis Höxter (62 Prozent) und der Stadt Mönchengladbach (9 Prozent). Die Daten zu allen Kreisen und kreisfreien Städten gibt es auf www.laendermonitor.de.

Die Kita-Qualität fällt dem Kostendruck zum Opfer
Die sinkenden Fachkraft-Quoten lassen sich vor allem darauf zurückführen, dass immer mehr Angehörige anderer Berufsfelder pädagogische Aufgaben in einer Kita übernehmen dürfen, etwa Geburtshelfer:innen oder Krankengymnast:innen. So lässt sich leichter neues Personal gewinnen, um mehr Kita-Plätze anbieten zu können. Inzwischen bezeichnen alle Bundesländer – in unterschiedlicher Ausgestaltung – auch Berufsgruppen ohne fachlich einschlägige Qualifikation als Fachkräfte. Das belegt eine weitere aktuelle Analyse, in der die Bertelsmann Stiftung die Landesgesetze und Personalverordnungen für den Kita-Bereich von 2019 bis 2025 untersuchen ließen. 

"Neue Berufsgruppen für die Kitas zu gewinnen, ist grundsätzlich gut. Aber darunter darf die Professionalität nicht leiden. Um das Aufwachsen, Lernen und die Entwicklung der Kinder individuell zu fördern, braucht es die nötige pädagogische Qualifikation", sagt Anette Stein, die Expertin für frühkindliche Bildung. Der Zusammenhang zwischen Fachkraft-Quote und Kita-Qualität ist wissenschaftlich belegt.

Das Aufweichen des Fachkraft-Begriffes sehen die Expertinnen daher kritisch – und verweisen darauf, dass die Entwicklung zum großen Teil dem Kostendruck im System geschuldet ist. Denn Mitarbeitende mit niedrigerer Qualifikation kosten die Träger weniger. Das betrifft Kitas in kommunaler, aber auch in freier Trägerschaft, da diese auf Zuschüsse der Kommunen angewiesen sind. "Angesichts knapper Kassen ist die Versuchung groß, an der Kita-Qualität zu sparen – ohne Rücksicht auf die langfristigen Folgen", mahnt Stein.

Kommunen durch Bund-Länder-Finanzierung entlasten
Um die Kita-Qualität zu sichern, empfiehlt die Bertelsmann Stiftung daher, die rechtlichen wie finanziellen Rahmenbedingungen zu verbessern:

  • Standards setzen: Die Bundesländer sollten den Fachkraft-Status einheitlich definieren, die fachlichen Anforderungen angleichen und die Voraussetzungen schaffen, um fachfremde Kita-Mitarbeitende berufsbegleitend zu qualifizieren.
  • Personalausstattung der Kitas vorausschauend planen: Wo durch den demografischen Wandel Fachkräfte freiwerden – wie in weiten Teilen Ostdeutschlands und zunehmend auch in westdeutschen Regionen – ist ein Absenken der Standards nicht nötig, um neues Personal zu gewinnen. Hier sollten es die Länder den Trägern durch Personalverordnungen ermöglichen, eine hohe Fachkraft-Quote aufzubauen.
  • Finanzielle Entlastung der Kommunen: Bund und Länder müssten die Kosten für frühkindliche Bildung dauerhaft mitfinanzieren. Erst kürzlich hat der Kommunale Finanzreport das Rekorddefizit der Städte und Gemeinden belegt und die Notwendigkeit für eine Bund-Länder-Staatsreform zur Sicherung der Kommunalfinanzen unterstrichen.

"Wenn wir gute Kitas für alle Kinder wollen, müssen Bund und Länder konsequent in die Qualität investieren und die professionellen Standards erhalten", sagt Stein. Mit der vor wenigen Tagen gestarteten Initiative "Es geht um jedes Kind!" möchte die Bertelsmann Stiftung daher dieses Thema stärker in die öffentliche Diskussion bringen.

Regionale Daten zur Fachkraft-Quote in KiTas
Eine Sonderauswertung des Ländermonitorings Frühkindliche Bildung 2025 untersucht die Qualifikation der KiTa-Teams in den Bundesländern und Kreisen bzw. kreisfreien Städten. Die Daten sowie die dazugehörige Publikation sind zu finden auf www.laendermonitor.de 

Quelle: Bertelsmann Stiftung, 30.09.2025