Menschen, die einsam sind, zeigen das oft nicht und geraten immer weiter in eine Spirale aus Rückzug und Schweigen. Umso wichtiger ist es, die Aufmerksamkeit für Menschen, die sich einsam fühlen, zu schärfen und ihnen Möglichkeiten raus aus der Isolation aufzuzeigen. Projekte, Ideen und Initiativen, die von Kommunen oder Verbänden und Vereinen in Niedersachsen durchgeführt werden, um von Einsamkeit betroffenen Menschen zu helfen, hat Sozial- und Gesundheitsminister Dr. Andreas Philippi am 27. November im Hannover Congress Centrum (HCC) ausgezeichnet: "Die Gewinner-Projekte zeigen eindrücklich, wie mit teilweise einfachen, aber kreativen Ideen und individuellem Engagement Einsamkeit überwunden und echte Begegnungen geschaffen werden können. Dabei werden Menschen aller Altersgruppen zusammengebracht, um ihnen das Gefühl von Gemeinschaft und Zugehörigkeit zu schenken. Diese Projekte setzen vorbildlich um, was so dringend gebraucht wird: konkrete Angebote, die Menschen aus ihrer Isolation holen und soziale Verbindungen stärken. Für dieses herausragende Engagement gebührt den zahlreichen Ehrenamtlichen der Gewinner-Projekte mein größter Respekt und Dank."
"Das Bewusstsein für die steigende Zahl der von Einsamkeit betroffenen Menschen in Deutschland wächst", so Janine Sterner, stellv. Geschäftsführerin der Landesvereinigung für Gesundheit und Akademie für Sozialmedizin Niedersachsen Bremen e.V., welche den Ideenwettbewerb organisiert hat. "Nun wird es Zeit, dass auch das vielfältige Engagement von Kommunen, Verbänden und Vereinen, Menschen aus der Einsamkeit herauszuhelfen, mehr Aufmerksamkeit gewinnt. Unzählige Menschen in Niedersachsen setzen sich mit viel Herzblut und Energie dafür ein, unkomplizierte und niedrigschwellige Angebote zum Knüpfen neuer sozialer Kontakte und für gemeinsame Freizeitaktivitäten umzusetzen. Der Ideenwettbewerb 'GEMEINSAM - nicht einsam' macht dieses Engagement sichtbar und soll dazu anregen, es nachzumachen. Die Projekte und Initiativen, die sich beworben haben, bereichern wirklich das Miteinander in unserer Gesellschaft."
Zuvor hatten die Jurymitglieder Abayomi Bankole, Gabriela Cramm, Benjamin Landes, Christina von Saß, Bibiana Steinhaus-Webb und Dr. Anja Stiller insgesamt sechs Gewinnerprojekte in den beiden Kategorien "Kommune" und "Vereine, Verbände und Initiativen" aus 168 Einreichungen bewertet und ausgewählt. Die beiden Erstplatzierten erhalten jeweils 5.000 € und die weiteren Plätze jeweils 3.000 € und 2.000 € für ihre Projekte.
Mit dem ersten Platz in der Kategorie "Kommune" wurde das Projekt "Jung hilft Alt" der Stadt Winsen (Luhe) ausgezeichnet, bei dem Seniorinnen und Senioren technische Unterstützung und Hilfestellungen von Jugendlichen erhalten. So soll die Digitalisierung der älteren Menschen unterstützt werden, um der Alterseinsamkeit vorzubeugen und generationenübergreifender Austausch geschaffen werden. Die Projektidee "KontaktZeit" im Landkreis Oldenburg erhielt den zweiten Platz in der Kategorie „Kommune". Angelehnt an den "Ferienpass" für Kinder und Jugendliche sind zweiwöchige Freizeitangebote geplant, wie sportlichen Aktivitäten, Koch- und Backprogramme sowie kreative, handwerkliche und naturbezogene Veranstaltungen. Zur Vermeidung von Einsamkeit setzt der Landkreis Hildesheim in der Kommune Lamspringe das präventive Modellprojekt "Präventionslotsen für ältere Menschen im ländlichen Raum" um und belegte dabei den dritten Platz in der Kategorie "Kommune". Ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger werden zu Präventionslotsinnen und -lotsen ausgebildet, um Gemeindemitglieder ab 70 Jahren über Freizeit- und gesundheitsförderliche Angebote vor Ort zu informieren.
Nach dem Motto "Miteinander - füreinander" hat sich der Bürgertreff e.V. Hann. Münden zur Aufgabe gemacht, interkulturelle Begegnungen im Quartier zu schaffen. Ehrenamtliche bieten beispielsweise Hausaufgabenbetreuung, individuellen Sprachunterricht, organisieren Doppelkopfrunden oder ein Nähcafé. Kooperiert wird mit dem Haus der Nationen, der KVHS, Caritas, AWO, Rock for Tolerance und anderen Mündener Initiativen und Vereinen. Die Arbeiten und Angebote des Bürgertreffs leisten einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander und wurden in der Kategorie "Vereine, Verbände und Initiativen" mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Auf Rang zwei in der gleichen Kategorie folgt das Paul-Gerhardt-Haus im Stadtteil Neu-Hagen in Lüneburg. Mit dem Paul-Gerhardt-Café, dem Paul-Gerhardt-Mobil und dem Paul-Gerhardt-Café-Mobil wurden drei Möglichkeiten geschaffen, mit denen mehr Miteinander und Füreinander im Stadtteil gefördert werden soll, um der Einsamkeit und sozialen Isolation entgegenzuwirken. Sei es bei Kaffee und Kuchen im örtlichen Café, bei einer Fahrt auf dem Lastenrad, die als Rikscha mobilitätsbeeinträchtigte Menschen im Stadtteil zu Terminen bringt, oder beim umgebauten Café-Mobil, das regelmäßig am Nachmittag in den Straßen, in Nachbarschaften oder auf Spielplätzen für Begegnung sorgt. Mit dem "Sprachmobil" werden unterschiedliche Angebote zu den Menschen im Landkreis Osnabrück gebracht. Das Angebot reicht von Bildungsangeboten und Schreibwerkstätten bis hin zu Kulturprojekten oder Tagesausflügen. Das Sprachmobil ist dabei stets ein Ort für offene Begegnungen und Austausch zwischen Integrationskursteilnehmenden, Deutsch-Lernenden sowie Muttersprachlerinnen und -sprachlern in den Kommunen des Landkreises.
Übersicht der Gewinnerprojekte:
Kategorie Kommune:
Platz 1: Jung hilft Alt - Stadt Winsen (Luhe)
Platz 2: KontaktZeit - Landkreis Oldenburg (Projektstart in 2025)
Platz 3: Präventionslotsen für ältere Menschen im ländlichen Raum - Landkreis Hildesheim und Gemeinde Lamspringe
Kategorie Verbände, Initiativen und Vereine:
Platz 1: Bürgertreff Hann. Münden e.V.
Platz 2: Paul-Gerhardt-Haus der Ev.-luth. Kirchengemeinde Paul-Gerhardt Lüneburg
Platz 3: Sprachmobil - Sprachcafé auf vier Rädern
Die Preisverleihung ist Teil der niedersächsischen Öffentlichkeitskampagne "GEMEINSAM nicht einsam", die es sich zum Ziel gesetzt hat, das Thema Einsamkeit altersübergreifend zu thematisieren, zu diskutieren und Maßnahmen gegen Einsamkeit zu erarbeiten.